Native R128-Plugins

logo_128_cut

Seit 2012 wird bei ARD-, ORF- und Schweizer Fernsehen sowie bei den Fernsehprogrammen der RTL-Gruppe nach der Lautheits-Empfehlung EBU-R128 ausgesteuert. Im Hörfunk der ARD wird noch beraten, aber man kann davon ausgehen, dass auch hier eine lautheitsbasierte Aussteuerung kommen wird. Das geht natürlich nur mit entsprechenden Messgeräten, und auch bei externen Programmzulieferern rückt die Verwendung von Lautheitsmessinstrumenten mit EBU-Mode in den Fokus. Gegenüber Hardware-Instrumenten sind dabei die Software-Plugins für Audio-Workstations deutlich preiswerter und unter diesen besonders die nativen Versionen. Einige von ihnen werden hier vorgestellt.

Klangfreund LUFS-Meter

klangfreund-lufs-meter_520_2

Klangfreund LUFS-Meter, Quelle: Eigener Screenshot

Der Hersteller Klangfreund aus der Schweiz hat ein Plugin mit linearer History-Darstellung der Loudness-Werte entwickelt, wie sie schon von Nugen Audio und MeterPlugs verwendet wird. Hinter Klangfreund steht der Toningenieur Samuel Gähwiler. Sein Plugin LUFS-Meter bietet er in einer Vollversion und einer abgespeckten Variante für nichtkommerzielle Verwendung an. Letztere besitzt keine True-Peak-Anzeige und auch die maximalen Short-term- und Momentary-Werte werden nicht dargestellt. Damit entspricht das Discount-Plugin nicht vollständig den internationalen Loudness-Empfehlungen.

Das LUFS-Meter hat vier Balkenanzeigen für integrierte Loudness, Loudness Range, Short-term und Momentary Loudness, die sich einzeln abschalten lassen. Der Momentary-Balken ist in linken und rechten Kanal geteilt, wenn dafür eine andere Farbe konfiguriert ist, und zeigt dazu den summierten Wert an. Oben werden maximaler True-Peak-, Short-term- und Momentary-Wert numerisch angezeigt – ebenfalls einzeln schaltbar. Ein Balken für True Peak fehlt ganz.

Eine gute Idee ist der Button adjust to zum automatischen Trimmen der integrierten Loudness auf den Zielwert. Das gibt es sonst nur beim WLM plus von Waves. Nach einer vorangegangenen Messung wird der Fader des Plugins entsprechend justiert. Dieser Fader hat einen Stellbereich von ±60 LU und einen Bypass-Schalter. Für feine Anpassungen kann man den Loudness-Offset auch als Zahlenwert mit der Tastatur eingeben. Beim Einsatz in einer Audioworkstation können mehrere Instanzen des LUFS-Meters synchronisiert werden, so dass z. B. alle Spuren automatisch auf den Loudness-Zielwert eingestellt werden können. Der Hersteller empfiehlt das Verfahren als Ausgangspunkt einer Musikmischung mit sehr vielen Spuren. Man kann auch bis zu 32 Sync-Gruppen bilden und ihnen die LUFS-Meter-Plugins zuordnen.

In allen Einzelheiten lassen sich Farben und Transparenz für Balken und Text konfigurieren. Die Balkenfarben werden auch für die entsprechenden Graphen in der History-Darstellung übernommen. An das Starten und Stoppen der Wiedergabe lassen sich diverse Funktionen wie Pause und Adjust koppeln.

Das LUFS-Meter wird in den Formaten AAX, AU, VST und VST3 als 32- und 64-Bit-Version für Mac OSX (ab 10.6) und Windows (ab XP) angeboten. Ein voll funktionsfähiges Demo, dass allerdings nach einer Minute die Messung beendet, kann unter klangfreund.com heruntergeladen werden. Eine lizensierte Vollersion kostet etwa 44,- €, die abgespeckte Version etwa 26,- € zuzüglich Steuer (Stand April 2016). Die Freischaltung erfolgt mit den Login-Daten eines zuvor angelegten Kundenkontos.

MeterPlugs LCAST

lcast-hero_cut

LCAST Surround, Quelle: MeterPlugs

Das LCAST-Plugin der Firma MeterPlugs besitzt eine lineare History-Anzeige ähnlich wie beim VisLM von Nugen Audio. Es ist in einer Stereo- und einer Surround-Version verfügbar. Die Oberfläche ist sehr aufgeräumt und in coolen Neonfarben gehalten. Die wichtigsten Parameter sind im Options-Dialog konfigurierter. So kann man von absoluter auf relative Skala umschalten, Maximal- und Minimalwert der Skala einstellen, den Umfang des mittleren und unteren Bereichs im History-Plot bestimmen, die Farben der Plot-Bereiche wählen und die Messung mit der Transportfunktion der Host-Anwendung steuern. Interessanterweise lässt sich die Gate-Funktion (absolutes und g10-Gate) der Loudness-Messung abschalten. Damit ist die Messung natürlich nicht mehr konform zu ITU-R BS.1770.

Integrierte Lautheit, Loudness Range und maximale Momentary loudness werden als Zahlenwerte oberhalb der History-Darstellung angezeigt, der Wert max. True Peak über den Peak-Balkenanzeigen. Der maximale Short-term-Wert kann nicht dargestellt werden. Im History-Plot lässt sich horizontal und vertikal zoomen und mit dem Home-Button wieder in die Default-Auflösung zurückkehren. Ebenfalls vorhanden sind Start-, Stop– und Reset-Button. Ein Save-Button zum Sichern der Messergebnisse existiert nur in der Surround-Version.

Für die Demoversion hat man sich allerlei Einschränkungen ausgedacht. Sie startet erst nach ca. 12 Sekunden und beendet sich nach 3 Minuten. Die Anzeigen LRA, max. Loudness und max. True Peak sind deaktiviert. So kann man das Plugin kaum vernünftig testen.

Es stehen die Formate AAX, VST und AU zur Verfügung. Das LCAST Stereo kostet etwa 180,- €, das LCAST Surround ca. 363,- € (Stand: Juli 2015)

Nugen VisLM

Das VisLM von Nugen Audio aus Großbritannien wird in zwei Ausführungen angeboten: Das VisLM-C und das VisLM-H mit History-Plot. Diese Anzeige ist zweifellos das Highlight des Plugins und wurde auch von den Herstellern Klangfreund und MeterPlugs aufgegriffen. Ein ähnlicher Ansatz ist die Radar-Darstellung von TC-Electronic.

VisLM-H_Loudness520

VisLM-H, Histogramm und Loudness, Quelle: Eigener Screenshot

In der Version 2 des VisLM-H, die neben den Formaten RTAS, Audiosuite, VST und AU auch als AAX-Plugin zur Verfügung steht, wurde zusätzlich ein Loudness-Verteilungshistogramm eingeführt. Rechts neben diesen grafischen Darstellungen gibt es eine Balkenanzeige, die wahlweise Loudness kombiniert mit Zahlenwerten für Short-term, Integrated, und LRA sowie Gate-Aktivität oder True Peak mit sechs Kanälen (5.1) und Zahlenwerten für max. True Peak und wahlweise max. Momentary oder max. Short-term anzeigt. Ein Schönheitsfehler: Ist die Host-Anwendung nicht surroundfähig, ist die Auswahl des 5.1-Routings deaktiviert, sodass man die Kanalbeschriftung nicht umschalten kann, wenn z.B. L und R auf den mit L und C beschrifteten Balken angezeigt werden.

Der Ausschnitt auf der Zeitachse des History-Plots ist auf 30s voreingestellt, kann aber bis auf 24 Stunden ausgedehnt werden. Vertikale Marken kann man mit Mark/Clear setzen und löschen. Der History-Kurve kann eine Variance-Anzeige überlagert werden.

VisLM-H_Variance520

VisLM-H, Histogramm, Variance und True Peak, Quelle: Eigener Screenshot

Auf der Options-Seite können etliche Presets geladen werden, darunter mehrere EBU-Modi, ATSC A/85 und eine Messung mit Dialogerkennung wie beim Waves WLM (nicht R128-konform).

Das teurere VisLM-H verfügt neben dem History-Plot des Short-term-Werts und dem Loudness Distribution Histogram auch über eine Logging-Möglichkeit, eine Standalone-Ausführung und eine iLok-Option. Wird diese nicht genutzt, erfolgt die Autorisierung mittels Seriennummer, wie auch beim VisLM-C.

Der Preis für das Nugen VisLM-H liegt bei ca. 350,- €, das VisLM-C kostet ca. 235,- € zuzüglich 20% Steuern (Stand: November 2015).

RTW Loudness Tools

Im Sommer 2014 erschienen die RTW Loudness Tools in den Formaten VST und RTAS. Die Autorisierung erfolgt mittels iLok-Lizenz. Die Software kann mit einer Demo-Lizenz 14 Tage lang getestet und nach Kauf einer Voll-Lizenz zur unbeschränkten Verwendung freigeschaltet werden. Der Funktionsumfang entspricht dem der Hardware-Instrumente TM7 und TM9 von RTW. Lediglich die Radaranzeige von TC Electronic, dem Loudness-Kooperationspartner von RTW, war im Test nicht auffindbar.

RTW Loudness Tools 4.0, Quelle: Eigener Screenshot

Die True Peak Anzeige kann bis zu acht Kanäle (7.1) im Surroundmodus darstellen. Auf Wunsch lassen sich die True-Peak-Balken durch einen parallelen Loudness-Balken ergänzen, sodass die Loudness der einzelnen (Surround-) Kanäle sichtbar gemacht werden kann. Dazu gehört ein Tastenfeld mit den Funktionen Gain, Memory und Reset Memory, das bei Bedarf erscheinen kann.

M-, S-, und I- und LRA-Werte werden als Balkenanzeige dargestellt und in der Voreinstellung zeigt das Plugin I, LRA und TPmax als Zahlenwerte. Auf Wunsch kann man zusätzlich die Werte für Momentary, Short-term, max. Momentary und max. Short-term anzeigen lassen. Schließlich gibt es noch Start-, Stop-, Pause- und Reset-Buttons. Zusätzlich kann man zwei Buttons mit den Funktionen Start+Reset (Puls) und Start+Reset (Hüllkurve) aktivieren.

Ein Korrelationsgradmodul steht ebenfalls bereit – wenn gewünscht mit den ergänzenden Tasten Memory und Reset Memory.

Nahezu alle Aspekte der Anzeige sind konfigurierbar: Dimensionen des Fensters und der Anzeigefelder, numerische Zusatzangaben in den Balkenanzeigen, Anzahl der Werte in der numerischen Anzeige, Anzahl der Buttons, Referenzwert, Skalen, LU- oder LUFS-Angabe, sogar die Integrationszeiten können verändert werden. Auch die Balkenfarben und Farbverläufe sind wählbar. Wer gerne an seinen Plugins herumschraubt, kann sich bei RTW in einem Einstellungsfenster mit sechs Reitern und etlichen auf- und zuklappbaren Boxen austoben.

RTW Loudness Tools 4.0: Einstellungen Loudness Range, Quelle: Eigener Screenshot

Eine ausführliches Manual konnte ich auf den Webseiten von RTW nicht finden, nur eine Installationsanleitung und eine Informationsbroschüre. Allerdings erscheinen im Konfigurationsdialog ausführlich beschreibende Tooltips, wenn man mit dem Mauszeiger auf die einzelnen Bedienelemente zeigt. Die Menüsprache ist wahlweise Englisch oder Deutsch.

Nachdem die Loudness Tools im Juli 2014 ohne AAX-Plugin für Pro Tools auf den Markt gekommen waren, stehen seit der Version 1.1 die Formate AAX, RTAS, AU und VST zur Verfügung. Inzwischen wurden weitere Versionen veröffentlicht. Die Version 4.0 verfügt auch über eine Standalone-Betriebsart.

Schön ist, dass alle wichtigen Werte übersichtlich als Balken dargestellt werden und die Anordnung der Anzeigen bei Bedarf angepasst werden kann.

Die Loudness Tools von RTW kosten 269,- €. Auch eine preisgünstige Stereo-Version für 99,- € bietet RTW an (Stand: April 2023).

Signum Bute

Der Bute Loudness Analyser von Signum Audio aus Edinburgh hat eine übersichtliche Benutzeroberfläche, die intuitiv zu bedienen ist. Wenn der Mauszeiger über den Bedienelementen schwebt, werden Tooltips mit kurzen Eräuterungen eingeblendet.

Bute Signum im Live-Modus

Bute Loudness Analyser im Live-Modus, Quelle: Eigener Screenshot

Das Fenster ist mit einem Anfasser unten rechts in der Größe veränderbar.  In der normalen Ansicht nimmt ein Histogramm den größten Teil des Fensters ein. Rechts daneben befinden sich vier Bargraph-Anzeigen für True Peak, Momentary, Short Term und RMS. Alle vier Balken haben dieselben dB-Skalen, die im Default-Zustand im absoluten Modus von 0 bis -97 LUFS bzw. dBFS, im relativen Modus von +22 bis -75 LU bzw. dB reichen, hier ist die Null genau in der Mitte. Man kann die Skalierung  aber auch durch Anfassen mit der Maus verändern. Weiter rechts gibt es vier vertikal angeordnete numerische Felder, die die Zahlenwerte von TP, M, S und RMS anzeigen. Fährt man mit der Maus darüber, werden die korrespondierenden Kurven im Histogramm hervorgehoben. Klickt man hinein, blenden sich die History-Kurven ein oder aus. Mit dem darunter angeordneten Live-Schalter werden die vier Anzeigen auf Max TP, Max S, Max M und Max RMS umgeschaltet. Beim ersten Öffnen des Plugin-Fensters ist die RMS-Kurve sinnvollerweise ausgeblendet, die drei anderen sind sichtbar. Oberhalb der genannten Elemente ist eine Art transparenter Scrollbalken vorhanden, mit dem sich der Histogramm-Ausschnitt beeinflussen lässt. Will man das Histogramm nicht sehen, verringert man mit dem Anfasser unten rechts die Breite des Fensters, bis die History-Anzeige verschwunden ist.

In  einem Dropdown-Menü kann man zwischen 24 Presets, darunter drei User-Presets, wählen. Diese orientieren sich an den internationalen Loudness-Empfehlungen wie EBU R128 oder ATSC A/85 und an den Spezifikationen von Streaming-Diensten wie Netflix, Spotify oder iTunes (Apple Sound Check). Die Kurzformat-Empfehlung R128 s1 der EBU, die von anderen Herstellern gern vergessen wird, ist erfreulicherweise vorhanden. Auch hier geben die Tooltips Hinweise zu den empfohlenen Zielwerten Loudness Target und True Peak Limit. Darunter wird in großen Ziffern die integrierte Loudness angezeigt. Eine kleinere rote Anzeige weist auf Abweichungen vom Target-Wert hin. Ist der I-Wert innerhalb der Toleranz, wird sie grün. Eine weitere numerische Anzeige gibt den Loudness Range wieder. Wenn weniger als eine Minute gemessen wurde, wird der Wert als „unstable“ gekennzeichnet.

Ganz oben rechts gibt es noch einige anklickbare Icons. Damit kann man zwischen absoluter und relativer Anzeige (LUFS oder LU) umschalten. Die Loudness-Messung lässt sich mit den Transportfunktionen der Hostanwendung koppeln oder manuell starten und stoppen. Neben einem Reset-Knopf befindet sich ein Dropdown-Menü. Dort kann man einen Settings-Dialog öffnen, in dem die Preset-Parameter konfiguriert werden können (s. Abbildung). Die Settings können gesichert oder geladen werden. Die über die Zeit gemessenen Werte lassen sich als CSV-Tabelle exportieren.

Meter Settings Dialog

Meter Settings Dialog, Quelle: Eigener Screenshot

Mit dem Icon ganz rechts wird die Ansicht zwischen klein (collapsed) und groß umgeschaltet.

Bute Loudness Analyser in der kleinen Ansicht

Bute Loudness Analyser in der kleinen Ansicht, Quelle: Eigener Screenshot

Die aufgeräumte Oberfläche und die flotte Bedienung des Bute Loudness Analysers in der Version 1.4.5 sind ausgesprochen angenehm. Eine Bedienungsanleitung (auf Englisch) wurde inzwischen erfreulicherweise bereitgestellt. Interessant, dass die schottischen Entwickler einen RMS-Balken eingebaut haben, aber auf die sehr in Mode gekommene Anzeige des Crest-Faktors PLR (Peak to loudness ratio) verzichten. Allerdings wird beides bei der Loudness-Messung nicht unbedingt benötigt.

Beim R128 Compliance Test fällt auf, dass bei Dauertönen die Anzeige zunächst -0,2 LU, nach sechs Sekunden -0,1 LU und erst nach 15 Sekunden 0,0 LU relativ zum Zielwert erreicht. Das geht bei anderen Plugins wesentlich schneller. Das sei aber nur der Vollständigkeit halber erwähnt, denn der Test wird fehlerlos innerhalb der angegebenen Toleranzen bestanden.

Das Plugin kann ohne vorherigen Konfigurationsaufwand in Betrieb genommen werden, da es über eine praxisgerechte Grundeinstellung und viele brauchbare Presets verfügt. Die Presets können zudem sehr schnell gewechselt werden, und innerhalb einer Session öffnen sich weitere Instanzen mit der zuletzt gewählten Voreinstellung. Mit dem Live-Schalter und der absolut/relativ-Umschaltung hat man alles Nötige im schnellen Zugriff.

Einen integrierten True Peak Limiter findet man nur in der Version aus der Bute Loudness Suite. Zu diesem Bundle gehört auch ein Loudness Normaliser und ein gesondertes Limiter-Plugin.

Der Bute Loudness Analyser von Signum Audio wird für die Echtzeit-Formate VST/VST3, AU und AAX sowie als Offline-Werkzeug für die Audio Suite von Pro Tools zur Verfügung gestellt. Er ist in einer Surround- und einer Stereo-Version zum Preis von 101,– € bzw. 78,– € ohne Steuer verfügbar. Die Bute Loudness Suite kostet ohne Steuer 225,– € in der Stereo-Version und 281,– € als Surround-Plugin. Wer den Newsletter abonniert, erhält 10% Rabatt (Stand Oktober 2019).

TC Electronic LM2 und LM6

Vom dänischen Audiohersteller TC Electronic, der auch in der PLOUD-Gruppe der EBU vertreten ist, gibt es die Plugins LM2 in Stereo und LM6 für Surroundanwendungen. Das LM2 ist mit einem Preis von 72,- € ein ausgesprochenes Schnäppchen. Die Freischaltung erfolgt mittels einer iLok-Lizenz – es ist also ein iLok-Dongle zum Betrieb der Plugins nötig.

Die Oberfläche ist sehr übersichtlich und elegant gestaltet. Lediglich die goldfarbene Leiste, auf der die eingestellten Parameter angezeigt werden, wirkt unruhig und ist auch überflüssig. Eine Besonderheit ist die Radaransicht der integrierten Lautheit. Wegen ihrer Kreisform ist sie allerdings etwas abstrakter als die History-Plots bei anderen Herstellern. Die Radaransicht gibt es auch bei den Hardware-Lautheitsmessern TM7 und TM9 von RTW. Im Gegenzug bietet TC Electronic diese Geräte mit derselben Bezeichnung, aber unter eigenem Markennamen an – Ergebnis der Zusammenarbeit der beiden Hersteller im Bereich Metering.

In der Voreinstellung entspricht eine volle Kreisumrundung des Radars den letzten vier Minuten, das ist allerdings konfigurierbar. Die Lautheitsskala auf dem äußeren Dreiviertelkreis mit dem Referenzwert in der 12-Uhr-Position zeigt die kurzzeitige Loudness an. Dabei kann man das Zeitfenster bestimmen. Mit 3 s ergibt sich der Short-term-Wert S, mit 0,4 s der Momentanwert M.

Die Balkenanzeigen rechts stellen den True Peak Level dar. Loudness Range und integrierte Loudness als numerischer Wert werden links und rechts unten im Radarfeld gezeigt. Der maximale True Peak Level wird zwar nicht in der Radar-Ansicht angezeigt, kann aber auf der Seite Stats abgelesen werden. Damit ist das minimale Featureset des EBU-Mode vorhanden, ergänzt um einen Momentanwert und eine History-Funktion.

lm6_radar_page_full_cut_80

LM6, Quelle: TC Electronic

Auf der Seite Main kann man verschiedene Presets auswählen, neben EBU-Mode mit den Skalen EBU +9 und EBU +18 ist auch die amerikanische Lautheitsempfehlung ATSC A/85 dabei.

Gegenüber dem LM6 zeigt das LM2 natürlich nur den True Peak Level der beiden Stereokanäle an, sieht aber ansonsten gleich aus.

LM2 und LM6 gibt es in den Formaten VST, AAX, Audio Suite, RTAS und AU. In ProTools ist es also auch möglich, schneller als in Echtzeit die integrierte Loudness zu bestimmen. Die Plugins finden sie sich in der Rubrik Sound Field. Das LM2 (Stereo) kostet ca. 72,- € und das LM6 (5.1) 325,- € (Stand: April 2014). Diese Preise verstehen sich ohne Steuer.

LM2n und LM6n

Ende April 2014 hat TC Electronic eine neue Version der nativen Loudness-Plugins veröffentlicht. Einige Neuerungen sind:

  • Radardarstellung wahlweise normal oder groß
  • verbesserte Offline-Messung in Pro Tools (Audio Suite)
  • entfärbte (desaturated) Darstellung für Filmanwendungen
  • Anordnung der Surround-Kanäle (Film, SMPTE/ITU, DTS) an das Routing der Hostanwendung gekoppelt
  • iLok-Funktionalitiät auch ohne physischen Dongle (iLok-Konto ist aber erforderlich)
lm2n_radar_80

LM2n, Quelle: Eigener Screenshot

Die Oberfläche ist jetzt deutlich schlichter, und die numerischen Anzeigen wurden vergrößert. Zusätzlich zur Anzeige von Loudness Range und Integrated Loudness sowie dreiviertelkreisförmiger Momentanwert-Anzeige sind entweder die Radar-Darstellung oder Balkenanzeigen für True Peak sichtbar. Die Auswahl geschieht über dezente Reiter und nicht mehr über die auffälligen runden Knöpfe. Die gleichzeitige Darstellung von Radar und True Peak ist leider nicht mehr möglich.

Bis 1. Juni 2014 gilt für das LM2n ein Einführungspreis von 72,- €, danach muss man 108,- € bezahlen. Das LM6n kostet wie die alte Version 325,- € (Stand April 2014). EU-Bürger dürfen zusätzlich 20% Steuer bezahlen.

Waves WLM Plus

Das WLM Plus ist seit Anfang 2014 als Nachfolger des bisherigen WLM erhältlich. Wie alle Waves-Plugins wird es über ein Kundenkonto und die Waves Central freigeschaltet.

Drei numerische Anzeigen für Short Term, Long Term (damit ist die integrierte Program Loudness gemeint) und Range werden ergänzt durch zwei Balkenanzeigen für Momentary Loudness und True Peak samt numerischen Maximalwerten. Ein Maximalwert für Short-term fehlt. Mit dem Button Follow Transport kann die Messung mit den Laufwerkfunktionen der Hostanwendung gekoppelt werden.

WLMMeter_LUFS18_80

WLM Meter, Quelle: Eigener Screenshot

Nach der Installation erscheinen in der Plugin-Auswahl sowohl WLM Meter als auch WLM Plus. Die Plus-Version des WLM enthält zusätzlich einen True Peak Limiter, dessen Gain reduction (GR) von einer Balkenanzeige dargestellt wird. Auch gibt es einen Gain-Schiebesteller, der mit dem Trim-Button automatisch so eingestellt werden kann, dass die Loudness des gemessenen Audios exakt dem Zielwert entspricht.

WLMPlus_LUFS18_Lim_80

WLM plus, True Peak Limiter aktiviert, Quelle: Eigener Screenshot

Ganz unten befindet sich ein Feld mit Konfigurationsmöglichkeiten, das mit dem grünen Minusknopf ausgeblendet werden kann, wenn man die vielen kleinen Buttons und Beschriftungen nicht ständig sehen möchte. Mit dem Button Load im Kopfbereich des Plugins können mitgelieferte Setups geladen werden, die den Empfehlungen EBU-R128 entsprechen. Weitere Setups, wie die amerikanische Lautheitsempfehlung ATSC A/85  sind ebenfalls vorhanden. Vorsicht: Mit dem Full Reset erhält man eine Messung nach  ITU-R BS.1770 (was hier EBU-Methode genannt wird), aber mit einem Target von -24 statt -23 LUFS. Das ist Absicht und soll sowohl mit R128 als auch mit A/85 kompatibel sein.

Eine Besonderheit ist die Messmethode Dial. Dahinter verbirgt sich eine Dialogerkennung, die dazu benutzt wird, nur in den Dialogpassagen zu messen. Das hat natürlich nichts mit R128 zu tun und ist nicht zu verwechseln mit dem g10-Gate nach ITU-R BS.1770, das zuweilen auch „dialog gate“ genannt wird.

Das Waves WLM Plus ist in den Formaten VST, VST3, AU, Audiosuite, RTAS und AAX native 64Bit verwendbar und beinhaltet Mono-, Stereo- und 5.1-Komponenten. Es kostet in der Native-Version etwa 364,- € (Stand: April 2023) und ist auch in diversen Waves-Bundles enthalten. Außerdem gibt es bei Waves häufig Rabatt-Aktionen, in denen man das Plugin zu einem drastisch reduzierten Preis erwerben kann.

Zplane PPMulator XL

Von der Berliner Firma Zplane stammt das Plugin PPMulator XL. Es verfügt neben anderen Messmöglichkeiten wie True-Peakmeter oder Quasi-Peakmeter mit „nordischer“, BBC-, EBU- oder DIN-Skala in Zeiger- oder Bargraph-Form mit Korrelationsgradmesser und/oder Goniometer auch über Betriebsarten zur Lautheitsmessung nach EBU-R128 und ATSC A/85. Per Download geliefert werden die Formate VST, RTAS, AAX, AU und Standalone. Die Freischaltung erfolgt mittels Seriennummer und Schlüssel.

Bei der Lautheitsmessung stehen zwei Ansichten zur Verfügung, zwischen denen man mit einem schnellen Mausklick umschalten kann. Die numerische Darstellung zeigt Integrated Loudness und Loudness Range. In einem dritten Feld wird entweder Max. Momentary oder Max. True Peak  angezeigt, nicht aber der maximale Wert für Short-term. Letzteres folgt dem Dokument Tech3341 der EBU. Dort wird empfohlen, integrierte Lautheit, Lautheitsbereich und maximalen True-Peak-Wert zur Beurteilung von Lautheit und Einhaltung technischer Parameter zu verwenden.

PPMulatorR128MaxTruePeakNumeric_80

PPMulator XL, numerische Ansicht, Max. True Peak, Quelle: Eigener Screenshot

PPMulatorR128MaxMomentaryNumeric_80

PPMulator XL, numerische Ansicht/Max. Momentary, Quelle: Eigener Screenshot

Nach dem Stoppen der Messung werden die Felder grün oder rot umrandet dargestellt, je nachdem, ob die erwünschten Werte eingehalten oder aber überschritten wurden.

In der zweiten Ansicht wird in der Mitte des Plugin-Fensters ein Bargraph mit einem Zahlenwert links daneben gezeigt. Beide stellen wahlweise den Momentanwert (400ms) oder den Short-Term-Wert (3s) dar. Der nervös zappelnde numerische Momentary-Wert ist dabei etwas anstrengend. Rechts daneben wird in Ziffern der Wert entweder der integrierten Lautheit oder des Loudness Range angezeigt.

PPMulatorR128MomIntLUFSBargraph_80

PPMulator XL, Balkenanzeige, Momentary, LUFS, Quelle: Eigener Screenshot

PPMulatorR128ShortTermRangeLUBargraph_80

PPMulator XL, Balkenanzeige, Short-Term, LU, Quelle: Eigener Screenshot

Die Einheit der Bargraph-Skalen kann ohne Umweg über den Konfigurationsdialog von LUFS (absolut) auf LU (relativ) umgeschaltet werden. Ebenso kann der Skalenbereich schnell geändert werden, nämlich von -18 bis +9 oder -36 bis +18 LU (EBU +9 Skala) respektive -41 bis -18 oder -59 bis -5 LUFS (EBU +18 Skala).

In beiden Ansichten kann man ganz rechts die integrierende Messung starten und stoppen, die Anzeige zurücksetzen oder die Start-/Stop-Funktion mit dem Transportstatus der Host-Anwendung koppeln.

Im Konfigurationsfenster der aktuellen Version kann der Referenzwert der Lautheitsmessung leider nicht mehr verändert werden, obwohl dafür ein Schieber vorhanden ist. Dieser ist deaktiviert, und der Referenzwert ist auf -23 LUFS bzw. -24 LUFS bei der Messung nach ATSC A/85 festgeschrieben. Dem Zplane-Forum ist zu entnehmen, dass dahinter die Absicht steht, Fehlmessungen zu vermeiden. Allerdings wird dabei außer Acht gelassen, dass durchaus Anwendungen denkbar sind, bei denen der in erster Linie fürs Fernsehen gedachte Referenzwert von -23 LUFS nicht unbedingt sinnvoll ist, wie z.B. Kinoton, CD-Mastering oder Internetstreaming.

Um zusätzlich eine True-Peak-Anzeige als Balken gezeigt zu bekommen, muss man eine weitere Instanz des Plugins öffnen und dessen Typ auf ITU-R BS.1770-2 „True Peak“ Level sowie das Display auf Stereo bargraph einstellen. Der maximale True-Peak-Wert wird links als Zahl dargestellt. Wegen der hohen Auflösung um die 0-dBTP-Marke herum bewegen sich die Balken eher im linken Drittel der Anzeige, wenn man R128-konform aussteuert. Das ist gewöhnungsbedürftig, weil es einen niedrigen Pegel suggeriert.

PPMulatorTruePeakMeter_80

PPMulator XL, True-Peak-Anzeige, Quelle: Eigener Screenshot

Der PPMulator XL von Zplane kostet 100,- € (Stand: Juli 2015)

Trick 17

Bei allen getesteten Plugins funktioniert die Anzeige des Integrated- und des Maximum-True-Peak-Wertes auch nach einem Offline Bounce in Pro Tools. Gerade bei LCAST und PPMulator, von denen keine Audio-Suite-Version existiert, eine Möglichkeit, offline die Lautheit einer Mischung zu ermitteln. Allerdings können die Werte etwas von den Echtzeitzahlen abweichen.

Anpassung von kurzen Programmelementen

Kurze Programmelemente bis zwei Minuten Länge – typisch unter 30 Sekunden lang – sind laut EBU die Hauptursache für Publikumsbeschwerden. Um zu verhindern, dass solche Kurzinhalte wie Werbung, Trailer usw. als störend laut empfunden werden, wird im Dokument Tech3343 (Version 3.0) empfohlen, zur Beurteilung den maximalen Short-term-Wert heranzuziehen.

Diese Problematik wird seit November 2014 in der Ergänzung R128 s1 behandelt. Im Januar 2016 hat die EBU die Version 2.0 dieses Dokumentes veröffentlicht. Darin wird dazu geraten, den Pegel von kurzen  Programmelementen so anzupassen, dass deren maximale Short-term Loudness nicht mehr als 5 LU über dem Referenzwert (-23 LUFS) liegt.

Dabei fällt auf, dass zwar alle Plugins in der Lage sind, den maximalen Momentary-Wert anzuzeigen. Die maximale Short-term Loudness aber können nur die Plugins von Klangfreund, Nugen, RTW und TC Electronic darstellen. Hier sollten die Hersteller nachbessern.

Abkürzungen

Diese Begriffe aus den Dokumenten ITU-R BS.1770-3 (2012) und ITU-R BS.1771 werden im EBU-Dokument Tech3341 beschrieben.

M = Momentary loudness, sliding window 400ms

S = Short-term loudness, sliding window 3s

I  = Integrated loudness, über einen ganzen Programmblock integrierte Lautheitsmessung mit Gating

LRA = Loudness range, Lautheitsbereich

TPmax = maximaler True-Peak-Wert

TPPM = True Peak Program Meter (Echtes Spitzenspannungsmessinstrument mit Oversampling)

Links: Video zum Thema Loudness meters von Ian Shepherd

Hersteller: Waves (WLM), Nugen Audio (VisLM), RTW (Loudness Tools), TC Electronic (LM2, LM6) MeterPlugs (LCast), Zplane (PPMulatorXL), Klangfreund (LUFS-Meter), Signum Audio (Bute Loudness Analyser)